Bauherr | Kath. Pfarrverband Holzkirchen, Holzkirchen |
Architekt | Hirner & Riehl Architekten BDA, München ABH Architekturbüro Hagleitner, Waakirchen |
Fertigstellung | 2018 |
Anlagen | Planung der Licht- und Elektrotechnik |
Das Projekt wurde 2019 ausgezeichnet:
– Nominierung für den Deutschen Lichtdesign Preis
PFARRKIRCHE ST. JOSEF IN HOLZKIRCHEN
Geht man auf diese katholische Kirche in Holzkirchen zu, ist man erst einmal verwundert. Zwei stumpfe schiefe Kegel erinnern an das dortige Alpenpanorama. Daneben schaffen sie Assoziationen zu einem Zelt. Der traditionelle Werkstoff Holz mit den Holzschindeln erdet das Gebäude in die Region und gibt gleichzeitig ein Gefühl von Geborgenheit.
Dieser Sakralbau gliedert sich in die Sonn- und Feiertagskirche „St. Josef der Arbeiter“ und in die Kapelle „Zur Heiligen Familie“. Ein flaches Dach dazwischen verbindet diese Räume und bildet gleichzeitig den Vorraum.
Vom Eingangsbereich linksgewandt tritt man hinein in die Kirche. Dabei öffnet sich ein hoch aufsteigender Raum, in dem sich der Blick nach oben richtet, zu einem Oberlicht in 21 Metern Höhe.
Dieser Kirchenraum stellt durch seine Geometrie eine „Tageslichtkirche“ dar. Durch unsere Planung wollten wir diesen Eindruck unterstützen und deshalb dem Wechsel des Tageslich- tes den Vorzug geben. Dazu waren die Lichtmenge und deren Dynamik feinfühlig zu positio- nieren.
Trotz des wunderbaren Oberlichtes war es wichtig, dem Altarbereich als sakralen Mittelpunkt die entsprechende Bedeutung zukommen zu lassen. Dies geschah durch ein Abwägen und Abstimmen der Lichtmenge, die von oben nach unten tritt. Auch die Glaslamellen am Ober- licht wurden in seiner Diffusität abgestimmt. So kann gerichtetes Licht teilweise noch durch- treten. Bei Sonnenschein ist die Sonnenrichtung durchaus wahrnehmbar.
In fast allen sakralen Nutzungen spielt das Tageslicht die dominante Größe. Deshalb soll das Kunstlicht den Raum nur akzentuieren. Das daraus resultierende Konzept reduziert sich auf zwei Ringe. Der eine verläuft unter der Sitzbank und führt die Raumbegrenzungen. Der an- dere bildet mit etwa 70 Strahlern (iGuzzini) das gesamte Oberlicht. Eine Herausforderung war es, die Raumhülle möglichst ruhig zu belassen und dennoch den sakralen Orten ein passendes Licht zu geben. Diese sind etwa Altartisch, Tabernakel, Marienstatue und die neu geschaffene Orgel.
Die Lichtsteuerung der Fa. Seebacher ermöglicht dies auf einfache Weise. Sie kann sowohl über ein kleines Tableau in der Kirche betätigt werden, als auch über ein Touchpanel in der Sakristei. Funktionen, etwa die der Lautsprecheranlage und der Glocke, werden hierdurch ebenfalls bedient. Unterschiedliche Bereiche und Lichtszenen für besondere Anlässe können ganz einfach ausgewählt werden.
Vom Eingangsbereich rechtsgewandt ist die Kapelle mit einer Firsthöhe von 11 Metern. Die Zurückhaltung des Raumes zeigt sich schon durch die viel kleinere Dimension. Das Dach- fenster ist stärker bedämpft durch weiße Aluminiumlamellen der Firma Körner. Das ellipti- sche Seitenfenster ist nach Norden hin ausgerichtet, hinein in den Garten.
Ergänzt wurde das Tageslicht durch eine der Epoche angepassten Leuchtensituation. Hier ist sie zurückhaltend, auf Maßgebliches reduziert. Es sind ca. 50 Strahler (Fa. Buschfeld) im Einsatz, welche, wenn nötig, wärmendes Licht in den Raum bringen. Sie sind klein, sehr gut im Spektrum und variabel in den Möglichkeiten.
Dominierend im Raum sind die dreifarbigen Gläser. Sie stellen bildhaft die „Heilige Familie“ dar und sind ebenso gestaltet vom Künstler Horst Thürheimer. Diese Kunstwerke beleuchten 12 neutralweiße, kräftige Strahler der Firma Erco. Damit sind farbige Schatten zu einem wei- teren Bilderlebnis geworden. Gerade für diese raumumspannende Kunst wurde eine Szenenfolge entwickelt, die der Betrachter am Tableau abrufen kann.