• Blaue Stunde am Kloster

KLOSTER EBERBACH

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BauherrLand Hessen, vertr. durch das Hessische Baumanagement, Wiesbaden
ArchitektArchitekturbüro Planergruppe, Frankfurt
Gesellschaft für Hochbau, Städtebau und kommunale Beratung mbH, Wiesbaden
Fertigstellung2019

Es wurde die Lichtplanung durch uns realisiert.


KLOSTER EBERBACH

Die ehemalige Zisterzienserabtei, das Kloster Eberbach, zählt mit seinen romanischen und frühgotischen Bauten bis heute zu den bedeutendsten Klosteranlagen Europas.

Das einfache Leben nach der benediktinischen Grundformel „ora et labora“ spiegelt sich in der klaren und einfachen Architektur des Klosters wieder. Der ebenso berühmte Weinanbau entwickelte sich ab dem 14. Jahrhundert, als das Kloster seine Anbauflächen auf 300 ha Land ausweiten konnte.

Bis zur Säkularisation und schließlich der Auflösung 1803 erfuhr die Klosteranlage wenige Eingriffe in die Architektur, sodass die Klosteranlage bis heute als ein authentisches Zeitzeugnis der zisterziensischen Klosterkultur und romanischer Baukunst geblieben ist.

Bekannt wurde Vielen in jüngerer Zeit das Kloster durch die Verfilmung des Buches von Umberto Eco DER NAMEN DER ROSE. Kloster Eberbach war 1986 Drehort für die Innenaufnahmen.

Ziel der Neugestaltung der Freianlagen im Kloster Eberbach ist es, dem Besucher die schlichte Klarheit des zisterziensischen Weltbildes nahezubringen. Dafür wurde ein Klosterumfassendes Lichtkonzept erstellt, welches die kontemplative Lebensform der Zisterzienser mit dem Verzicht auf ein weltliches Leben, die Suche nach der überirdischen Wirklichkeit, die Sicht auf Gott auch nachts spürbar werden lässt.

Wir entschieden uns bei der Entwicklung des Gesamtkonzeptes über weiteste Bereiche vor allem in den Gärten der Klosteranlage Licht möglichst nur in der Bodenzone zu halten, ohne Aufgeregtheit. So mündeten unsere Gedanken zur Realisierbarkeit in Pollerleuchten, die ihr Licht ausschließlich in die Wegefläche abgeben, mit möglichst wenig sichtbaren Leuchtdichten an den Leuchten. Bänke, die fest aufgestellt sind legen ebenso asymmetrisch ihr Licht über die Wege, beleuchtete Handläufe führen das Licht über Stufen- und Treppenanlagen.

Die Lichtmengen sind sehr niedrig gehalten, um im klösterlichen Umfeld diesen Geist in der Ruhe auch im nächtlichen Raum spürbar werden zu lassen. Im Zentrum wollten wir die klösterlichen Gebäude mit der Basilika, eben das geistige Zentrum, mit Licht erlebbar machen. Dies ist im letzten Bauabschnitt erfolgt.

Kein szenisches Licht. Licht aus entsprechenden Bodenstrahlern an die Fassaden angelehnt, das die architektonischen Strukturen, die schlichten Räumlichkeiten, Details und Baukörper in die Nacht stellt. Im Zentrum die romanische Basilika in ihrer Einfachheit mit dem Vierungsturm, der mit Licht aus sehr eng strahlenden Leuchten die Transzendenz symbolisiert.

Die Fassaden zum östlichen und südöstlichen Teil des Gartens sind in ihrer Helligkeit und Ausdrucksform zurückgenommen. Der Vierungsturm wird hier nur als Silhouette erlebt.

Der Besucher kommt zur Ruhe, ein Stück der Spiritualität der Zisterzienser.

Die Anlage ist in LED-Technik ausschließlich in 3.000 K umgesetzt.

Eine Ausnahme sind die Bodenstrahler. Hier wurde in Abstimmung mit dem Bauherrn die ursprüngliche Technologie der vorangegangenen Bauabschnitte mit Halogenmetalldampflampen mit Keramik-Brenner ebenso in 3.000 K mit UV-Filter und 20 bzw. 30 W fortgeführt. So ist auch hier ein einheitlicher Farbort gegeben.

Sämtliche Leuchten sind über DALI dimmbar mit Ausnahme der Hochdrucklampenleuchten, die aus der Lichtsteueranlage geschaltet werden.

Bei der Auswahl der Lichtspektren wurde auf sehr niedrige UV-Anteile, wegen des Artenschutzes für nachtaktive Insekten, wert gelegt. Im Laufe der Nacht erfolgt ein Zurückschalten der Beleuchtung, die nur die zur Verkehrssicherheit nötigen Leuchten in Betrieb lässt.

Kloster Eberbach lässt nachts den Besucher in die stille Abgeschiedenheit des zisterziensischen Lebens hineinspüren.